


Den Zwinglianismus verstehen: Schlüsselüberzeugungen und -praktiken der Schweizer Reformation
Der Zwinglianismus ist eine theologische und kirchliche Bewegung innerhalb des Protestantismus, die von Huldrych Zwingli (1484-1531), einem Schweizer Reformator, initiiert wurde. Es zeichnet sich durch mehrere Schlüsselüberzeugungen und -praktiken aus, darunter:
1. Der Vorrang der Heiligen Schrift: Zwinglianer glauben, dass die Bibel die ultimative Autorität für Glauben und Praxis ist und dass sie im wörtlichen Sinne interpretiert werden sollte.
2. Die Ablehnung der sakramentalen Theologie: Zwingli lehnte die katholische Transsubstantiationslehre ab (den Glauben, dass das in der Eucharistie verwendete Brot und der Wein in den tatsächlichen Leib und das Blut Christi umgewandelt werden) und betrachtete das Abendmahl stattdessen als Gedächtnismahl.
3. Die Bedeutung des Predigens: Zwingli glaubte, dass das Predigen das wichtigste Mittel sei, um den Menschen das Evangelium zu vermitteln, und dass es auf klare und unkomplizierte Weise erfolgen sollte.
4. Die Abschaffung des geistlichen Zölibats: Zwingli glaubte, dass Priestern und anderen religiösen Führern die Ehe gestattet werden sollte, da er kein biblisches Verbot dagegen sah.
5. Die Befürwortung einer stärker dezentralisierten Kirchenstruktur: Zwingli glaubte, dass die Kirche dezentral organisiert werden sollte, wobei den örtlichen Gemeinden mehr Autorität übertragen werden sollte und weniger zentralisierten Autoritäten.
6. Die Ablehnung der Heiligen- und Bilderverehrung: Zwingli lehnte die katholische Praxis der Heiligen- und Bilderverehrung ab, da er sie als eine Form des Götzendienstes ansah.
7. Die Betonung des persönlichen Glaubens und der Erlösung: Zwingli glaubte, dass die Erlösung ein kostenloses Geschenk der Gnade Gottes ist, das allein durch den Glauben empfangen wird (sola fide), und dass gute Werke die Frucht des Glaubens sind, aber nicht zur Erlösung beitragen. Der Zwinglianismus hatte einen erheblichen Einfluss über die Entwicklung des Protestantismus in der Schweiz und darüber hinaus, und seine Ideen beeinflussen bis heute die protestantische Theologie und Praxis.



